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10.179.774 Artikelanzeigen seit dem 12.08.2005

Re: Zusammenbinden der Blätter bei Hanfpalmen

Nachricht von Arnold, Cologne

Hallo Sascha,

vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Das hast Recht. JEder muss das mit sich selbst abmachen, was er im Winter macht, um seine Palmen über denselbigen hinweg zu helfen.

Wer sich aber all die vielen von Exotenfreunden verfassen Berichte über deren Winterschutzaktivitäten aufmerksam durchliest, erkennt sehr schnell ein einheitliches Muster. Alle Palmen, die ohne Schutz überwintert wurden, und dies schadlos überstanden, waren in der folgenden Wachstumsperiode früher wieder im Wachstum und produzierten durchschnittlich mehr neue Wedel und mehr Stammzuwachs als geschützte Exemplare, die ebenfalls schadlos überlebt hatten.
Ein sehr hoher Prozentsatz der Palmen, die mit Zusammenbinden UND Folien oder Vleeceübezug geschützt wurden, insbesondere diejenigen, die zusätzlich darunter noch beheizt wurden, wiesen erhebliche Blattschäden durch Trocknis und Schimmel auf. Daurch wuchsen sie natürlich auch im folgenden Somer schlechter.
Es gibt eigentlich keine Berichte (den von Thomas aus der Wertung genommen), die Gegenteiliges berichten, oder nur soweit gehen, dass durch Binden "geschützte" Trachies auch nur annähernd in der nächsten Wachstumsperiode mit ungeschützten Palmen Schritt halten konnten.

Was viele Palmenschützer nicht realisieren ist der sich immer klarer abzeichnende Umstand, dass dieser Schutz durch Binden und mit Folie NICHTS bringt, eher der Palme schadet.
Ich will gerne konzedieren, dass ein leichtes Zussammenbinden der Wedel in sehr windigen Gebieten vielleicht gewisse mechanische Beschädigungen des Blattwerkes verhindern helfen kann, aber es bringt nichts in Bezug auf Temperaturgewinn.
Das Problem ist nun einmal, dass die Schädigung der Palmenblätter nahezu ÜBERRGANGSLOS geschieht. Schon ein halbes oder ein einziges Grad mehr oder weniger kann da schon den Unterschied machen. Wer also glaubt, er könne durch Zusammenbinden und Folienüberzug seine Palmen sicher vor zu tiefen Temperaturen schützen, der irrt.
Er hat durch diese Aktion vielleicht sein Gewissen beruhigt, etwas getan zu haben, aber letzendlich ist dies lediglich nutzloser Aktionismus.
Sind die Temperaturen zu tief, hilft nur eine Erhöhung der Umgebungstemperatur. Tut man dies im "geknebelten" Zustand über zu lange Zeit hinweg, dann schlägt der Schimmel erbarmungslos zu. Aber auch die Sonneneinstrahlung kann das schon besorgen. Daher sollten deratige Schutzvorrichtungen IMMER tagsüber entfernt werden.
Nur ein großzügiger Schutz, der die Palmenwedel nicht (oder nur wenig) beeinträchtig, der die Luftzirkulation zwischen den Blättern und den einzelnen Segmenten nicht behindert, der ausreichend belüftet UND im Ernstfall beheizt wird, kann gewährleisten, dass Temperaturen unterhalb der Schädigungschwelle in unmittelbarer Nähe der Palme zuverlässig verhindert werden.
Daher gibt es nach sorgfältiger Analyse aller Berichte und unter Einbeziehung der eigenen Erfahrungen für mich eigentlich nur einen logischen Schluß:
Bis kurz vor der wahrscheinlichen Schädigungsschwelle IMMER ohne Schutz und kurz vor Erreichen dieser Schwelle ein vollwertiger, großzügiger, luftiger, beheizter Schutz (Umbauung).Egal wo man wohnt in Hamburg, im Rheinland oder in Bayern. Die Schwierigkeit liegt lediglich darin, diesen Schwellenwert der Schädigung zu definieren, da dieser von Palme zu Palme , auch abhängig von der Dauer der Auspflanzung, um einige Grade differieren kann.
Ich persönlich weiß von meinen Palmen, dass sie -15 °C überstehen, ohne Schäden zu zeigen, und dass sie bei -19 °C Blattverluste erlitten.
Daher setzte ich für mich die Grenze bei -15 °C an, von der ab ich für meine Pflanzen einen vollwertigen Schutz errichten würde (und werde), um sicherzustellen, dass sie das Frühjahr im selben Zustand erleben, wie den Spätherbst.
Andere würden ihn vielleicht fürher, andere sogar noch tiefer ansetzen.
Was die Diskussion über das Stresshormon ABA anbetrifft, so muss jeder für sich entscheiden, ob das feste Knebeln und Binden und das anschliessende Überstülpen von Folien oder Säcken, etc. KEINEN Stress für die Pflanze bedeutet. Aus dem Bericht von Robert kann jeder klar erkennen, was erforderlich ist, um eine Trachy zu binden: viel Kraft (= Gewalt) muss angewendet werden, um die Blätter in die für sie anormale Position zu bringen und man muss sie ebenso fest binden, damit sie dort auch so verbleiben. Wie würden sie sich fühlen, wenn man ihnen die Hände und Arme am Körper festbände und einen Sack über den Kopf ziehen würde. Glückshormone würden dabei bestimmt nicht augeschüttet werden. Pflanzen sind Lebewesen, keine Dinge oder Sachen. Das wird leider viel zu oft in solchen, meist nicht unpolemischen Diskussion vergessen. Denn die Existenz und Wirkung dieses Phytohormons ist eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache und keine Theorie. Das das Knebeln Stress bedeutet, ja, das ist meine Ansicht oder auch meine Theorie, wenn man so will, das es keinen Stress bedeutet und sogar das Wachstum im Frühjahr fördert, ist dann Thomas´ Theorie. Ich persönlich habe keinen einzigen Hinweis auf die Richtigkeit der letzteren finden können, bin aber nicht so vermessen deswegen zu behaupten, dass damit die Erstere der Wahrheit entspreche.

Gruß,

Arnold


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