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9.991.173 Artikelanzeigen seit dem 12.08.2005

Re: Opuntien, einige Bilder aus dem Mainzer Raum#AM

Nachricht von Karl, Carnuntum Z7b

Hallo!
Schöne Bilder! V.a. die Opuntien oben vor der blauen Wand sind sehr beeindruckend! Das mit "zu trocken" für Opuntien in Carnuntum war ja auch mit einem zwinkernden Auge gemeint.
Wo es wirklich zu trocken ist, ist direkt vor Roberts Wand - ich weiß nicht, ob da effektiv 100mm im Jahr hingekommen sind und das hat man in einem heißeren und trockeneren Jahr wie 2003 schon gesehen, dass dies den Opunten gar nicht behagt hat. 2003 war zwar nicht das heißeste und trockenste, was uns je passiert ist, denn es gab schon Jahre wo 6 Monate am Stück kein Regen gefallen ist (das ist wirklich selten, aber 3 Monate hintereinander kein Regen wie 2000 kommt schon mal vor und dass es mal einen Monat lang gar nix regnet ist eigentlich normal (kommt eigentlich fast jedes Jahr vor). Die Niederschlagsdurchschnittswerte sind ja auch mit Vorsicht zu genießen, denn das kann ja ziemlich schwanken, weil ein guter Teil der Menge auf zufällige Gewitter entfällt oder auf die Aktivität von launischen Adriatiefs zurückzuführen ist - Auch wenns vielleicht mal alle heiligen Zeiten 600mm regnet - das nützt so mancher Pflanze nix mehr, wenn sie in einem Jahr mit 300mm eingegangen ist, denn nicht alle haben das Glück, wie Opuntien so viel Wasser speichern zu können und quasi mal ein Jahr auf bessere Zeiten zu warten. Entscheidend ist halt auch wann es so trocken ist und was sonst noch dazu kommt. Bei uns ist es ja dieser wirklich allgegenwärtige, ständige Wind, der nur an wenigen Tagen im Jahr gar nicht geht, der alles noch mehr austrocknet - selbst jetzt nach dieser für uns so direkt außergewöhnlich feuchten und kalten Phase - die Oberfläche auf den Feldern ist schon wieder trocken! Die Geschichte ist halt so Komplex wie die Winterhärte - -20°C in Texas sind halt keine -20°C in Mitteleuropa. So wirds wohl auch bei den Niederschlägen sein. - Man stelle sich da z.B. diesen Wind bei guten 35°C aus Südosten vor, wo er über die weiten ausgedörrten Ebenen relativ wenig Hindernisse hat - pannonischer Sommer .
(so und nun genug vom übertriebenen Lokalpatriotismus für unsere Trockeninsel im östlichen Carnuntum am Fuße unseres Berges - sie ist halt einzigartig - was soll man da noch sagen... )

Frei ausgepflanzt ist dieses Klima den Opuntien wahrscheinlich gerade recht, doch solche extrem durchlässigen Mischungen fürs Substrat wie sie hier oft beschrieben werden, verwenden wir hier eigentlich nicht, denn sonst würden die Dinger wahrscheinlich wirklich verhungern und verdursten. Unter Roberts Kakteenbeet ist eine recht gute Erde, auch für meines hab ich als Untergrund einen Marchfelder Sandboden verwendet, der bei Intesivbewässerung das schönste Gemüse bringen kann, nur oben kommt Gesteinsmaterial drauf, damit die Wurzelhälse im Winter trocken bleiben und ich auch ein paar der pannonischen Hungerkünstler ansiedeln kann.
Man braucht ja nur kurz den Blick zum Braunsberg oder Hunsheimer Berg wenden um zu sehen, was in unserem Klima passiert, wenn wo keine gscheite Erde ist, sondern nur Steine und Felsen - da bleiben ewig Steine und Felsen und höchstens in den Ritzen können sich mal einige Überlebenskünstler ansiedeln, die dann bei mehr Feinmaterial primäre Trockenrasen und Felssteppen bilden, doch die Pflanzen sind allesamt klein und sehr ausgezehrt, keineswegs könnte man sich dort eine so großohrige Opuntie vorstellen. (Ich glaube eine kleine Insel von primären Trockenrasen (allerdings mit einer ganz anderen Artenzusammensetzung als bei uns) mit einem Reliktvorkommen des Federgrases gibts auch irgendwo auf Felsvorsprüngen in der Mainzer Gegend, also habt ihr auch etwas vom Flair der pannonischen Steppe ).
Mir ist ja auch immer unbegreiflich, wie z.B. an der Mosel (in manchen Gegenden auch am Rhein - ich kenns bis jetzt leider nur aus Dokumentationen) ohne Bewässerung in diesen extremen Steillagen Weinstöcke im Grunde im reinen Gestein wachsen können, wenn sich hier nicht mal eine extrem xerotherme Vegetation schließen kann, da müssen dort wohl wirklich andere Niederschlagsverhältnisse herrschen!

Auch der Kakteengärtner bei dem ich viele meiner Opuntien gekauft hab, meinte, dass man v.a. bei durchlässigem, armen Substrat Opuntien im späten Frühling und Frühsommer kräftig düngen und wässern muss, weil sie sonst degenerieren (die produzieren ja im Grunde eine ganz schöne Masse an Gewebe - das muss ja auch woher kommnen!).

Nun ja, die Hintergründe für das Wachsen und Gedeihen von Pflanzen werden wohl immer etwas kompliziert bleiben, aber so lange man manches einfach ausprobiert und alles mit einem kleinen Augenzwinkern sieht, findet man schon ein geeignetes Plätzchen für so manches, das hier eigentlich gar nicht gedeihen sollte (wie meine kleine aber feine Zone 10b (!) neben der Hausmauer, wos heuer keinen Frost gab und wo Plumbago, Scadoxus, Aloe saponaria, Echinopsis etc. wunderbar gedeihen)....

Lg, Karl


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