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Eine sagenumwobene Zauberpflanze 1 #AM

Nachricht von JuergenB / swTH

Hallo Zusammen,

neulich hatte ich bereits bei den Beiträgen zur „embothriumblütigen“ Tristerix (Fam. Loranthacea) auf deren heimischen Verwandte, die Misteln verwiesen.

Die meisten der Sandelholzartigen kommen in den Tropen und Subtropen vor. Zur Gattung Viscum gehören etwa 90 - 100 Arten in den gemäßigten und vor allem tropischen Gebieten der Alten Welt einschl. Australien. Ungefähr zwei Drittel der Arten sind in Afrika südlich der Sahara und Madagaskar, zu finden. Viscum album L s. str. ist in mehreren – wirtspezifischen - Unterarten von Südskandinavien bis Nordafrika, von Portugal bis Griechenland, von Kleinasien bis zum Kaukasus und weiter bis zum Himalaja verbreitet. Sie kommen von Meerespiegelhöhe bis rund 1200 m in Europa und bis über 3000 m im Himalaja vor. In Mitteleuropa fehlt sie nur in Teilen Bayerns südlich der Donau und in der norddeutschen Tiefebene über größere Strecken. Die nah verwandte und früher als Unterart zur Weißbeerigen Mistel gestellte Viscum coloratum (Kom.) Nakai (Syn. V. album subsp. coloratum Komarov ) mit gelblichweißen bis orange und rot gefärbten Scheinbeeren ist östlich in Indochina, China, Taiwan, Japan, Korea bis ins russische Amur- sowie Ussurigebiet beheimatet.
Schon wegen der überwiegend tropisch-subtropischen Verwandtschaft der Misteln könnte man sie als heimischen Exoten bezeichnen. Ganz besonders exotisch aber sind sie wegen Ihrer von den üblichen Pflanzen abweichenden eigentümlichen Lebensweise und Eigenschaften. Misteln leben als so genannte Halbschmarotzer, d. h. sie entnimmt ihrer Wirtspflanze zwar Wasser und Nährstoffe, kann aber mit Hilfe ihrer grünen Blätter selbst Nährstoffen produzieren. Wahrscheinlicher aber lebt sie in mutualer Symbiose (hierzu in Teil II mehr) huckepack auf anderen Gehölzarten. Vor allem in der dunklen Jahreszeit fallen die grünen Kugeln im Geäst der kahle Bäume auf.
"Alles verhält sich bei der Mistel eben eigen-artig und umgekehrt! Sie wächst wie sie will und steht außerhalb aller Rhythmen und Gesetzmäßigkeiten des irdischen Wachstums.“ (Kurt Josef Kickinger, DIE MISTEL - DAS UNIVERSELLE HEILMITTEL )

Die Mistel kümmert sich weder um die Schwerkraft und um die Orientierung nach der Sonne. Sie verzweigt sich streng dichotom ohne spezifische Raumausrichtung und nimmt so die typische Kugelform an. Die gegenständigen Blätter sind immergrün, deren Ober- und Unterseite sich in nichts unterscheiden, sind liniert und zeigen keine Blattrippen, nur Nerven und, fallen alle 4 Jahre ab, sind also äußerst langlebig. Misteln sind zweihäusig, es gibt also rein weibliche und rein männliche Pflanzen. Die unscheinbaren grünlichen Blüten erscheinen etwa ab Januar-Februar, bis in den Mai hinein, nicht nur an neuen Trieben, sondern auch an alten Ansätzen. Für die Befruchtung sorgen vor allem Fliegen. Die Fruchtentwicklung dauert bis in den Dezember, so dass oft Blüten und Früchte gleichzeitig zu finden sind. Die eigenartig zäh-klebrige bis schleimige, kautschukartigen (irgendwo habe ich auch sperma-artige gelesen) Umhüllung des Samenkerns ermöglicht die für die allermeisten Mistelarten typische Ausbreitung durch Vögel und gibt der Gattung auch ihren Namen (Viscum von lat. viscōsus = klebrig, zähflüssig). Die Mistelsamen pappt dann am Schnabel der Vögel, insbesondere der Misteldrosseln (Turdus viscivorus L.), die - wie es der Name sagt - besonders für diese Früchte schwärmen, fest. „Nach dem Schmaus haben sie dann das dringende Bedürfnis ihre klebrigen Schnäbel an Ästen zu wetzen. Dabei heften sie den Samen in luftiger Höhe gleich an die durchs leichte Einritzen vorpräparierte richtige Stelle und der grüne Keim wächst“ (www.zauber-pflanzen.de).
Misteln haben Chlorophyll in einer verschwenderischen Fülle: Grün sind nicht nur die Blätter, grün sind auch die Stängel und der Stamm, grün sind sogar die Senker, die eine wurzelähnliche Verbindung zwischen der Mistel und ihrem Wirtsbaum herstellen und dem Licht doch nie ausgesetzt sind, grün sind auch die Kerne - jeweils eine einziger Samen mit allerdings ein bis vier grünen Embryonen in einem ebenfalls grünen Nährgewebe - in den klebrigen weißen Früchten. Daher braucht die Mistel auch ihr tägliches Quantum Licht zur Keimung. Erwähnenswert ist außerdem, dass die Mistel eine besonders Die Mistel gilt als giftig - allerdings ist sie wohl nur schwach giftig, wobei die auf Ahorn wachsenden Exemplare stärker giftig sein sollen. DNA-reiche Pflanze ist. Der Lichtkörper oder die Aura (die sichtbar gemachten Biophotonen) der Mistel soll viel intensiver sein, als bei allen anderen Pflanzen.

Wegen ihrer gegen die Norm gerichteten Eigenarten spielt die Mistel seit frühesten Zeiten in Mythologie und Brauchtum eine hervorragende Rolle. Es existieren zahlreiche Legenden und Mythen um die Mistel. Am bekanntesten ist wohl die Sitte sich zur Weihnachtszeit unter einem Mistelzweig zu küssen. Aber die Mistel ist mehr als nur ein weihnachtliches Glückssymbol: Neben ihren mystischen Stärken werden Misteln seit Urzeiten als Heilpflanzen genutzt und heutzutage - nachdem sie jahrzehntelang "verteufelt" war - werden sie in der Medizin erfolgreich zur Behandlung von Bluthochdruck, bei Krebsleiden, bei Aids, bei Psychosen, zur Herzstärkung u. a. sowie in der Homöopathie eingesetzt. Neuere Untersuchungen belegen die Wirksamkeit. Aber trotz zahlreicher Untersuchungen steckt die Mistel noch immer voller heilsamer Geheimnisse und noch sind bei Weitem nicht Alle entschlüsselt. Und immer noch gibt es Vorbehalte der klassischen Schulmedizin. Im Internet wie im Buchhandel kann man manches Interessante zu diesen Themen finden.

Der gebräuchlichem Name besondere Pflanzengattung ist MISTEL, wobei eigentlich fast niemand weiß, was sie ist und dass dieser Name nur ein Sammelbegriff ist. Oft wird die Mistel wegen des ähnlich klingenden Namens auch mit der Mispel, Mespilus germanica L., einem Rosengewächs verwechselt, das seit alter Zeit Obstgehölz kultiviert wird. Die volkstümlichen Namen der Mistel kommen zumeist aus der Mythologie: Drudenfuß, Donarbesen, Donnerbesen, Donnerkraut, Druidenfuß, Hexenbesen, Hexennest, Hexenkraut, seltener aus der Lebensweise oder Nutzung Nistel, Vogelmistel, Wintersamen, Wintergrün, Leimmistel. Im englischen heißt sie mistleto und in niederländisch maretak.

Aber nun erst mal ein paar Fotos:

hier vom Randbereich desLandschaftsparkes Altenstein:


Weiße Scheinbeeren einer Mistel auf Weißdorn (Crataegus spec.)


Mistelblatt, gleicher Wirtsbaum wie vorher


Mistelbusch auf selbigem Weißdorn


anderer Mistelbusch, selbigem Wirtsbaum


Stambasis des Mistelbusches


Weißdornast mit Mistel-Jungpflanze


anderer Mistel-Weißdorn


noch ein anderer Weißdorn - dieser ist Heimstatt für Clematis vitalba L., Berberis vulgaris L. und (wer hätte das jetzt gedacht) Viscum album L., das grüne hinten links ist Ligustrum vulgare L.


Mistelpflanze auf dem letzten Weißdorn


selbe Mistelpflanze, Close up


Weißdornast mit Knollenbildung


Jungmistel mit Flechten, auf Weißdorn


Weißdornastgärtchen mit bunten Flechten Moos und Mistelbaby


Mistelbesetzte Linde (Tilia spec.)


Starker Mistlebesatz auf straßenbegleitenden Linden

Mit druidischem Gruß

Jürgen

Fortsetzung Teil II folgt




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