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9.979.462 Artikelanzeigen seit dem 12.08.2005

@Bernhard und Michael: Zu Trachys

Nachricht von Robert Z7b

Hallo Bernhard!
Ist schon eine interessante Beobachtung von Dir zur den Trachycarten und wenn auch Michael Lorek beim Tropengarten dies beschreibt, dann wird schon was dran sein, denn er ist sicherlich einer der kompetentesten (und wie gehört habe auch nettesten) Palmenhändler (leider kenne ich ihn nicht persönlich).
Aber nun zum Thema:
Ich hatte auch schon beide von Dir erwähnte Typen von Dir im Garten, ich habe aber einige Erfahrungen gemacht, die mich vorsichtig machen mit diesen Klassifizierungen. Das soll aber bitte nicht heißen, dass sie falsch sind, denn dazu weiß ich einfach zu wenig über diese beiden Typen.
Also, ich habe vor vielen Jahren in Udine fünf doppelstämmige Hanfpalmen gekauft. Drei wurden bei mir an zwei verschiedenen Stellen im Garten meiner eltern damals noch gepflanzt, zwei andere bei Verwandten. Alle mussten gleich im ersten Jahr den unglaublich kalten Dezember im Winter 1996/97 aushalten. Damals fiel die Temperatur auf -21°C hier, fast so kalt wie 1984/85 als wie -22°C hatten (diese beiden Winter waren die einzigen mit Werten unter -20°C seit den frühen Sechzigerjahren hier, sonst wurden die -20°C hier in Carnuntum nie erreicht).
Alle dieser 10 Pflanzen (5 mal 2) haben nur mit Mulchung un zusammengebundenen Blättern diesen Winter überlebt. Sie verloren alle Blätter aber der Mittelspieß war komplett ghrün und innerhalb eines Jahren erreichten Sie einen Zuwachs von je gut 10 neuen Blättern und waren danach wie neu. Das hatten Sie also gemeinsam. Zu dem Zeitpunkt sahen noch alle wie der weiche Typ aus. Grauer stamm, geringer Stammzuwachs, weiche Blätter, aber recht guter Blattzuwachs. Bei einem meiner Verwandten waren die Bodenverhältnisse jedoch deutlich besser als bei meinen Eltern. Innerhalb weniger Jahre wuchs dort die Palme zu einem kleinen Monster heran (Stammzuwachs 30 - 50 cm / Jahr). Sie bekam auch sehr feste Blätter und wuchs allen anderen auf und davon (leider existiert sie nicht mehr seit letztem Jahr). Alle anderen blieben wie der weiche Typ. Im Garten meiner eltern gibt es einen sehr schlechten, harten Boden. Zusätzlich zu der Niederschlagsarmut unserer Gegend kommt noch, dass der Garten meiner Eltern überhaupt sehr trocken ist (Grundwasserspeigelabsenkung durch Straßenbau in der Nähe, selbst Birken vertrocknen). Meine Eltern gießen und düngen diese Palmen seit Jahren nicht ein einziges Mal.
Umso erstaunlicher, dass sie immer noch so toll aussehen. Aber der Zuwachs an Stamm ist nicht berauschend, sie haben aber sehr viele Blätter.
Aber sie sehen immer noch aus wie der weiche Typus.
Darum frage ich mich, ob solche Metamorphosen nicht eher das Produkt von Wachstumsbedingungen und Nährstoffen sind. Denn obwohl am Anfang alle komplett identisch waren, war die eine schnellwachsende genau wie Dein ewähnter Nanking-Typus, die anderen jedoch nicht. Trotzdem haben die "weichen" bisher alle Winter problemlos überstanden, auch die -21°C damals.
Ich frage mich, ob es nicht auch daran liegt, dass sie so trocken gehalten werden, dass sie so strenge Fröste so gut überstanden haben. Auch hierzu gab es ja mal eine Diskussion vor kurzem.
Die hellgrünen Blätter übrigens scheinen mir eher ein Anzeichen von Nährstoffmangel zu sein, denn typenabhängig.

Ich will damit auch wirklich nicht sagen, dass Deine Beobachtungen falsch sind. Deine Erfahrungen sagen ja auch einiges aus und sind interessant. Ich wollte sie nur um diese Facette ergänzen. Das muss nicht unbedingt ein Widerspruch sein, denn wir wissen - glaube ich - noch viel zu wenig darüber.
Übrigens auch in der Toskana sind mir die beiden unterschiedlichen Typen aufgefallen. Könnte aber genauso gut das Ergebnis unterschiedlicher Wachstumsbedingungen sein.
Ich glaube, dass man hier noch einiges an Beobachtungen braucht, um wirklich definitiv eine Aussage treffen zu können. Viele meiner Trachies sind übrigens "weiche" Typen und haben trotzdem schon sehr strenge Winter (nach eurem Maßstab besonders) überdauert.
Ich habe ja auch schon vor einger Zeit interessante Beispiele zu diesem Thema gebracht.
Auf jeden Fall sollten wir weiter beobachten und vielleicht finden wir mal den Punkt, der erklärt, wie unsere unterschiedlichen Beobachtungen doch zusammenpassen oder was es mit den Typen und "Typübergängen" (siehe auch unten das Bild - ich glaube es war von Arnold?)genau auf sich hat.

Eine Frage hätte ich noch an Michael Lorek:
Ich dachte bisher, dass man nicht genau weiß, wo Trachycarpus fortunei in China heimisch war. Gibt es hier schon neuere Erkenntnisse? Wo sollten denn die beiden Typen zu Hause sein?
Danke.

Liebe Grüße,
Robert


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