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9.966.505 Artikelanzeigen seit dem 12.08.2005

"Ausgeblutete Weinstöcke" gehören wohl in die unterste Schublade des Winzerlatein ;) ....

Nachricht von Karl Z7b

Hallo!
Das mit dem Wein ist ein ziemlicher Blödsinn, denn: "Bluten" tun die Stöcke im Frühling so gut wie immer, egal wann die Wunde entstanden ist.
Bei Infektionsgefahr mit Esca oder Eutypa wird sogar empfohlen, erst frühestens zu Beginn des Blutens zu schneiden, da so die Sporen dieser Phytopathogenen gar nicht erst zum Eindringen in die Wunde kommen.
Im Gegenteil, es wird sogar eher darauf hingewiesen, dass man ja nicht vor Mitte Dezember mit dem Rebschnitt beginnen soll, da bis zu dieser Zeit noch Reserven ins Holz eingelagert werden, u.v.a. gewissen Sorten erst Ende November das Lauf werfen, so es nicht vorher erfriert.
Insbesondere Junganlagen werden üblicherweise auch erst frühestens Ende Februar, wenn nicht im März, in kalten Gebieten/Jahren manchmal sogar erst Anfang April geschnitten, da sie besonders frostgefährdet sind (und ja auch eine Korelation zwischen Frosthärte und Schnitt besteht).
Im Übrigen würde das Ganze mit dem Schnitt ja in der Praxis nicht funktionieren, wenn man nur im Dezember/Jänner schneiden könnte.
Ich glaube da wird vergessen, welch enormer Aufwand das ist, da der Schnitt nicht bzw. nur teilweise mechanisierbar ist (maschineller Vorschnitt im Bereich des dritten Drahtpaares bei den typischen mittelhohen Kultursystemen im Bereich einer mäßigen Hangneigung).
Viele Betriebe werden bei ungünstiger Witterung (extrem kalter Februar etc.) oft erst Mitte/Ende März mit dem Schneiden fertig - na ja, wenn das Schäden an den Rebstöcken hervorrufen würde, dann würde es wohl sehr wenig (guten) Wein geben....

Und was nochmal das "Bluten" oder "Weinen" betrifft: Das ist ein völlig "natülicher" Vorgang, der die Rebe normalerweise nicht schwächt. Aus noch nicht verkorkten Wunden tritt v.a. Xylemsaft aus, der allerdings nur extrem geringe Mengen von Nährstoffen und Zuckern enthält. Verursacht wird das ganze vom Wurzeldruck und dem bestehenden Ungleichgewicht zwischen dem Angelieferten und dem Verbrauch, da das Weinen seine stärkste Intesität beim Knospenschwellen erreicht (schon hohe Wurzelaktivität, oberirdisch hinkts noch ein bisserl hinten her).
Mit dem Austrieb endet es dann.
Sein einziger Nachteil besteht darin, dass bei einer ungünstigen (sprich ungekonnten) Schnittführung mit Neigung zum letzten Auge die Knospenwolle verkleben kann u.s. u.U. gewisse Pilze ansiedeln könnten.

Lg, Karl



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