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Bericht von Arnold bzgl. Nanking und Chousan

Nachricht von Mark

Hallo Forumskollegen,
das ist der Bericht von Arnold, der ja leider nicht mehr in diesem Forum postet, aber ich finde diesen Bericht sollte man nicht vorenthalten, denn ich finde auch, dass er sehr interessant ist.
Hier der Bericht:

..in der letzten Zeit war wieder viel von der angeblichen Trachycarpus fortunei Variante namens „Nanking,“ und deren Gegenstück der „Chusan“ zu lesen.
Alle Recherchen nach dem Ursprung dieser „Nanking“ führen immer wieder zu einer Internetseite , wo man diese Unterteilung der Trachycarpus fortunei in zwei Unterarten vorgenommen hat. Der Urheber dieser Unterteilung hat diese in einem erst kürzlich geschriebenen Beitrag in einem Forum verteidigt:

„ Es handelt sich um verifizierte Ökotyen. Es gibt zur Zeit keinen Grund, die Schriften (von Beccari) zu bezweifeln“

Nun, das will auch niemand, aber richtig lesen sollte man diese Schriften dann schon, wenn man sich schon darauf bezieht. Hierauf komme ich später noch zurück.

In jenem Forumsbetitrag wurde uns dann auch eine mehr als schlecht recherchierte Einweisung in die Geschichte und der Nomenklatur der Trachycarpus fortunei angeboten:

Zitat:

„Zur Historie der Ökotypen und deren Nomenklatur: Die Einführung von Trachycarpen erfolgte 1842 durch Fortune. Dieser sammelte die Saat von der Insel Chousan (Chousan-Variante) und verbreitete sie in England (-> Chousan-Palm). Die bot. Namensgebung erfolgte durch Hooker als T. fortunei (Bot. Mag. t. 5221). Hingegen ist die Nanking Variante identisch mit der von Thunberg in Japan gesammelten Trachycarpen. Diese wurden aber von Silvestri i.d. Kultur eingeführt (Datum unbekannt, stammten aus Nanking) und höchstwahrscheinlich hauptsächlich in S-Europa kultiviert. Thunberg nannte diesen Ökotyp Chamaerops excelsa. Später wurder dieser Ökotyp in T. excelsa umbenannt, m.E. von Beccari 1905. 26 Jahre später, 1931, schreibt Beccari dann hierzu: "*Tr. excelsa is a somewhat variable* plant, especially as regards its general appearance and some specimens are to be seen with leaf segments having straight and others drooping tips; the plant offering this last peculiarity was considered as a distinct species and received the name of T. fortunei; but apparently such dicrepancies are due, at least partly, to the situation in which the plant grows ..."

Meinen eigenen Recherchen zufolge, brach Robert Fortune 1843 zu einer Reise nach China auf, und entdeckte tatsächlich auf der Insel Zhousan Hanfpalmen, die dort offenbar kultiviert, aber wohl nicht endemisch waren. Ob er nun 1843 bereits Samen und/oder Exemplare mitnahm, oder erst auf seiner zweiten Chinareise 1848, konnte nicht ermittelt werden.
Dennoch war er nicht der erste, der die Hanfpalme nach Europa brachte. Es war ein Dr. von Siebold der 1830 Samen der Hanfpalme aus Japan nach Holland schickte.
Der schwedische Botaniker Thunberg beschrieb diese Palmedann erstmals, und nannte sie „Chamaerops excelsa“, da er sie für eine hochwachsende Verwandte der Chamaerops humilis hielt.
Erst der deutsche Botaniker H.A. Wendland erkannte, dass die Hanfpalme eine eigenständige Palmenart ist, und nannte sie nach ihren harten Früchten Trachycarpus excelsa.
Der britsche Botaniker Hooker glaubte, dass die aus von R. Fortune auf Zhousan (Chousan) gesammelten Samen gezogenen Trachycarpen eine eigene Art darstellten, welche er zu Ehren seines Freundes dann Tr. fortunei nannte.
Es war dann der italienische Botaniker Odoardo Beccari, der 1905 feststellte, das beide angeblichen Arten identisch sind, sie deshalb subsummierte, und die seither nur noch als eine Art geführt wurden. Nachdem man feststellte, dass es bei der Artenbeschreibung durch Thunberg eine Verwechselung mit einer Rhapisart gab, erhielt diese Rhapisart den Beinamen excelsa und die Trachycarpus excelsa erhielt daraufhin den nächst älteren gültigen Namen fortunei.

Anders man uns zu wissen gibt, hat Beccari nicht 26 Jahre später, im Jahre 1931 geschrieben, dass die Tr. exelsa (fortunei) von Natur aus sehr variabel sei.
Beccari ist bereits 1920 verstorben. Bei den Texten von 1931 handelt es sich um eine ins englische übersetzte Zusammenfassung der Beccari Beschreibung der Tr. excelsa aus dem 1905 in Italienisch erschienenen Buch „ Le Palme del Genere „Trachycarpus“.
Unter Tr. exelsa begründet Beccari dort die Subsummierung der beiden angeblichen Arten „Tr. excelsa (= Nanking)“ und Tr. fortunei (= Chusan) wie folgt:

Die T. Excelsa ist eine ziemlich variable Pflanze, einerseits aufgrund ihres großen geografischen Verbreitungsgebietes, andererseits muß man aber auch berücksichtigen, daß diese Pflanze beträchtlich variiert, je nach den Umständen, unter denen sie kultiviert wird. Tatsächlich wird demnach eine und dieselbe Pflanze an einem sonnigen und trockenen Ort einen untersetzten Stamm mit kurzen Petiolen und kürzeren, steifen und festen Blattsegmenten haben, transportiert man aber dieselbe Pflanze an einen kühlen, schattigen Ort, insbesondere an einen geschützten Ort mit Licht von oben, wird diese schneller wachsen, die Wedel bilden längere Petiolen aus, und die Blattsegmente werden länger und weicher, so daß sie sich schließlich unter ihrem Eigengewicht nach unten biegen.
Diese Variabilität hat zu der Auffassung geführt, dass es 2 eng mit einander verwandte , aber dennoch spezifisch unterscheidbare Arten gäbe, von der die eine die wahre Tr. excelsa, und die andere die Tr. fortunei sei, jedoch ist es unmöglich, Merkmale zur Unterscheidung dieser beiden angeblichen Arten zu finden, und zweifelsohne darf man daher die Tr. fortunei nicht als unterschiedlich zur der Tr. excelsa ansehen."

Hier wird also ganz klar beschrieben, dass es NUR die Kultivierungsumstände (Licht, Wasser) und der Standort sind, die den Unterschied zwischen Chusan-Typ und Nanking-Typ ausmachen, und dass man EIN UND DIESELBE Pflanze nur durch Standortwechsel und/oder Kulturwechsel in den einen oder anderen Typ verwandeln kann.

Gruß, Mark


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