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Trachycarpus takil - Bilder ... ein heißes Thema - vielleicht hilft das ...
Nachricht von Robert-Carnuntum
Hallo!
#AM
Bitte vorab: Ich musste so viel hier schreiben - verzeiht also Tippfehler, denn ich habe keine Zeit mehr zum Kontrolllesen.
Ich habe ja versprochen, dass ich auch mit den Detailberichten beginne. Keine Angst, da gibt's noch viel mehr außer Palmen, aber ich werde wohl Wochen brauchen, um auch nur halbwegs durchzukommen.
Ich starte aber mit einer Pflanze, die in ihrer Geschichte für Verwirrungen ohne Ende gesorgt hat.
Das Bittere ist dabei, dass man sich kaum sicher sein kann, ob man eine echte takil verkauft bekommt oder nicht, auch wenn eine Pflanze als takil angepriesen ist. Ganz ehrlich, viele Händler kennen sich da nicht aus und man kann es Ihnen nicht mal übel nehmen, denn man muss sich schon in diese Art verbeißen, damit man den Durchblick bekommt.
Bitte: Alles, was ich hier sage ist meine Meinung zu dem Thema und Stand vom 1.Mai 2013. Die Botanik ist keine starre Wissenschaft und Dinge ändern sich laufend. Allerdings tut das nichts zur Sache, dass man ja JETZT gerne mal mehr über takil wissen will - oder nicht?
Dabei - und das ist das Kuriose - ist es eigentlich gar nicht so schwer. Schon vom Sämling weg (geau genommen eigentlich schon beim Samen) zeigen sich die ersten Unterschiede.
Große Pflanzen von takil sehen sowohl vom Blatt als auch von der Faserung deutlich anders aus als fortunei.
"Warum gibt es denn dann eigentlich so viele Wirrnisse, wenn die ohnehin gut unterscheidbar sind?", werden sich viele fragen.
Nun, das hat viele Gründe. Ich kann hier nicht alles auflisten. Eines der Probleme ist aber, dass die wenigsten wissen was eigentlich die takil-Merkmale sind. Manche könnte vor einer stehen und würden sie trotzdem nicht erkennen oder für etwas anderes halten.
Dies ist dadurch bedingt, dass es auch jetzt scheinbar immer noch zu Verwechslungen beim Saatgut kommen kann und dass die meisten eine takil-Beschreibung im Kopf haben, die eigentlich von einer Verwechslung mit fortunei (Stichwort: Nainital) stammen. Es wäre zu kompliziert hier die Geschichte zu erzählen. Ich würde viele, viele Stunden dazu brauchen und die habe ich nicht. Also versuche ich euch mal mittels Fotos vielleicht begreiflich zu machen, wie eine kleine takil aussieht und woran man sich halten kann.
Bei großen Takils ist das Blatt einer martianus viel ähnlicher als einer fortunei. Ich werde dazu bei Gelegenheit mal Fotos aus Rom und Florenz zeigen, wo ich große, echte takils bewundern durfte. Die Faserung ist ebenfalls ganz anders und aus diesem Grund sind große takils sofort auf den ersten Blick von fortunei zu unterscheiden.
Noch zwei wichtige Dinge:
1) In der Wikipedia steht beim Eintrag zur Takil, dass aufgrund ihrer Herkunft anzunehmen ist, dass sie geringfügig weniger frostresistent als fortunei sein könnte (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Trachycarpus_takil ).
Fakt ist: Noch niemand kann genau sagen wie frosthart takil wirklich ist.
Jedoch ist eines klar: Takil am Naturstandort kalamuni (von wo jetzt die meisten "richtigen" Takil stammen) wächst in Höhen bis 2700, fast 2800 m rauf. Dies ist meines Wissen der (zum jetzigen Zeitpunkt) kälteste Naturstandort aller Hanfpalmenarten. Warum also sollte sie dann weniger frosthart sein? Wikipedia ist eine sinnvolle Einrichtung, wo viele ihr Wissen teilen können. Aber Wikipediaeinträge sind kein festgeschriebenes Gesetz und müssen immer kritisch hinterfragt werden. Nur weil es dort steht heißt das noch lange nicht, dass das auch stimmen muss. Anmerkung: Ich weiß zu dem Eintrag und wie es zu dieser Frosthärteeinschätzung kam auch mehr, aber das behalte ich für mich.
Die ersten größeren Experimente mit kleinen (mehrjährigen) Pflanzen haben gezeigt, dass tatsächlich takil die frosthärteste Trachy sein könnte. Ich würde mit endültigen Schlußfolgerungen da noch warten bis mal größere Exemplare mit fortuneis verglichen werden können. Ich denke in 5 Jahren wissen wir mehr.
Aber die Ergebnisse mit den kleinen Takils (siehe auch beim Wolfgang aus Stade Posting) sind bisher sehr ermutigtend.
2) Kaufte niemals blid takil übers Internet. Fragt Leute, die sich wirklich auskennen, wo man echte takils kaufen kann und dann kauft sie erst.
Am besten immer vor Ort aussuchen und anschauen. Wenn ihr meine Bildern unten gesehen habt, dann werdet ihr zumindest etwas schlauer sein.
Die Wahrscheinlichkeit bei Bestellung übers Internet bei irgendeinem Händler "x" eine echte takil zu bekommen ist leider gering. Zu viele takils, die in Wirklichkeit nichts anderes als fortuneis sind, sind noch immer im Umlauf und halten sich hartnäckig.
Ganz besondere Vorsicht bei großen Pflanzen, denn die Wahrscheinlichkeit eine große takil zu bekommen in nahe 0%, wenn auch nicht ganz unmöglich, denn manchmal wurden tatsächlich Samen von einer Expedition vom Naturstandort von richtigen Takils mitgebracht und ganz vereinzelt (z.B. eine Gärtnerei in San Francisco) gibt es auch tatsächlich große takils schon heute.
So jetzt aber genug der Ratschläge. Schaut Euch mal mit mir die Fotos an:
Könnt ihr sehen, dass sich bereits relativ kleine takils von der Art und Form des Blattes von fortunei unterscheiden? Die geteilten Blätter sind graziler als bei fortunei.
Hier eine echte takil vom kalamuni-Naturstandort:
Zwei takils zwischen einem Haufen fortunei - findet ihr sie? Ist nichts schwer:
Nochmals die Blätter der kleinen takil:
Im Vordergrund seht ihr zwei takils und im Hintergrund einige kleine fortunei, die aber schon etwas größer als die takils sind:
Wem das noch nicht reicht, jetzt noch ein Merkmal, dass bei takils viel ausgeprägter als bei fortunei ist: Tomentum an den Blattstielen. Dieser "Pelz" ist schon bei kleinen takils in sehr starker Form vorhanden. Fortuneis dieser Größe haben das nicht oder kaum.
Allerdings ist das Tomentum nicht bei allen kleinen takils gleich stark ausgeprägt, manche haben es schwächer, andere stärker. Allerdings etwickelt es sich im Laufe der Zeit bei fast allen, wenn die Pflanzen im Freien stehen:
Ist Euch jetzt einiges klarer?
Beim nächsten Mal zeige ich Bilder von großen takils und Nahaufnahmen von eindeutigen Merkmalen.
Zum Abschluß möchte ich noch eine Pflanze zeigen, die mich und auch andere immer noch verwirrt. Bekommen habe ich sie von Federico aus Italien als takil. Er hat den Samen dafür in Beccaris Garten gesammelt unter einer Palmen, die er für takil hielt und die es wahrscheinlich auch ist.
Bei den Genanalysen (die vor einiger Zeit zur Erforschung der takil gemacht wurden) allerdings hat diese Pflanze als fortunei gruppiert. Allerdings betrachte ich diese Analysen immer noch mit gesunders Skepsis. Der Haken an der Sache ist nämlich auch, dass die Analysen auch einen Hybriden takil-fortunei nicht erkennt hätten, weil es eben kein gesichertes Hybridmaterial gibt.
Von Anfang an sah diese Pflanze schon anders als alle fortuneis aus. Die Blätter etwas fester und eleganter, die Faserung anders und keine lange Zungenblättchen wie bei fortunei.
Ich war bei Beccari selbst im Garten und konnte dort mehrere solcher Pflanzen sehen.
Meine persönliche Meinung ist, dass es sich um einen Hybriden zwischen fortunei und takil handelt, wobei jedoch noch nicht mal gesichert ist, OB diese beiden überhaupt hybridisieren können. Das wird erst im Laufe von 10-20 Jahren wirklich eindeutig klar werden.
Aber seht Euch mal die Faserung und Blätter an. Keine meiner fortuneis und keine von den tausenden dieser Größe, die ich bereits gesehen habe, hat diese Blätter und diese Faserung.
Entweder ist es eine takil und die Analyse war falsch oder es ist eine Hybride, dann konnte die Analyse sie klarerweise (aufgrund fehlendem Vergleichsmaterial) nicht richtig einordnen.
Liebe Grüße,
Robert
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